In den Wolleaner Familien war das Schlachtfest ein bedeutendes Ereignis, das mit dem Einsetzen der kalten Jahreszeit und dem ersten Frost begann. Für Familien, die Schweine hielten, war dies nicht nur eine wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern auch ein wichtiges soziales Ereignis.

Vorbereitung und Tierhaltung

Die Schweinehaltung erforderte eine ganzjährige Pflege. Das Borstenvieh wurde mit Küchenabfällen, Kartoffeln vermengtem Getreideschrot und Eicheln gefüttert, bis es ein Schlachtgewicht von 2-3 Zentnern erreichte. Die Kinder der Familie hatten dabei oft die Aufgabe, bei Nachbarn und Verwandten Speisereste abzuholen. Als Dankeschön wurden diese später zum Schlachtfest eingeladen oder erhielten einen Anteil.

Infrastruktur der Werkswohnungen

Die Werkswohnungen der NW&K waren speziell für die Tierhaltung ausgestattet. In einem Anbau befanden sich die Waschküche, ein Geräteschuppen, das Plumpsklo und der Schweinestall. Aus praktischen Gründen teilten sich Toilette und Schweinestall eine gemeinsame Jauchegrube. Der Dachboden diente als Lagerraum für Stroh und Hafer. Der Schweinemist wurde in einer Gartenecke gesammelt und nach der Verrottung im Gemüsegarten verwertet.

Der Schlachtprozess

Als Hausschlachter arbeiteten häufig Zimmerleute oder Maurer, die im Winter keine Beschäftigung hatten und sich etwas hinzuverdienen wollten. Am Morgen des Schlachttages musste bereits kochendes Wasser im Waschkessel bereitstehen, das zum Abbrühen des Schweines und zur Entfernung der Borsten benötigt wurde.

Ablauf der Schlachtung

Der Schlachtvorgang folgte einem präzisen Ablauf. Das Schwein wurde zunächst mit einem Hinterbein an einem Baum festgebunden und erhielt einen Betäubungsschlag zwischen die Augen. Nach dem gezielten Durchtrennen der Halsschlagader wurde das Blut in einer Schüssel aufgefangen und ständig gerührt, um das Gerinnen zu verhindern.

Das Tier wurde dann in einem Holztrog mit heißem Wasser abgebrüht und die Borsten mit einer kegelförmigen Glocke entfernt. Anschließend band man die Hinterpfoten an ein Querholz an einer Leiter, stellte diese an eine Wand und öffnete den Bauch zur Entnahme der Eingeweide. Ein amtlicher Fleischbeschauer untersuchte das Fleisch auf Trichinen, bevor es freigegeben wurde.

Verarbeitung und Konservierung

Das zerlegte Schwein wurde auf verschiedene Arten haltbar gemacht. Einige Teile wurden eingepökelt, andere zum Einkochen oder Räuchern vorbereitet. Der Rest wurde zu Wurst verarbeitet.

Regionale Wursttraditionen

Die Wurstherstellung folgte dabei oft den traditionellen Rezepten der Vorfahren, die je nach Herkunft aus Böhmen, Schlesien oder der lokalen Region unterschiedliche Gewürze und Zutaten verwendeten. Eine besondere Spezialität war die Blutwurst, die je nach Familientradition entweder mit eingeweichten Semmeln oder mit Grütze hergestellt wurde. Die Würste wurden in einem großen Waschkessel gekocht und regelmäßig auf ihre Qualität geprüft.

Gemeinschaftliches Festmahl

Den Abschluss des Schlachttages bildete ein gemeinsames Festessen. Serviert wurden Wellfleisch, Blutwurst und Leberwurst mit Sauerkraut, Meerrettich und Senf. Die übrige Fleisch- und Wurstbrühe wurde an die Nachbarn verteilt, die daraus am nächsten Tag eine Suppe zubereiteten. Während der Arbeit stärkten sich die Erwachsenen gelegentlich mit einem klaren Schnaps, der angeblich der besseren Verdauung diente.

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